Aller Anfang ist schwer. Aller Anfang ist noch schwerer, wenn man sich nicht an die Regeln hält.
Heute hatten wir Retrospektive, denn wir arbeiten ja mit dem Scrum Framework. Da unser Sprint nur zwei Wochen dauerte, wir nur zwei Personen sind und in diesen zwei Wochen auch nicht Vollzeit an 1000META arbeiteten, fiel unsere Retrospektive entsprechend kurz aus.
Denn erst nachdem Jean-Marc seine wichtigsten Punkte erzählt hatte, fiel uns beiden auf, dass wir keine Timebox gestartet hatten. Wie konnte uns das nur passieren? Wir WISSEN ja, dass eine Timebox sinnvoll und notwendig ist. Uns ist beiden klar, dass wir die Timebox brauchen, weil unsere Zeit immer sehr beschränkt ist und wir sie so sinnvoll und effizient wie nötig nutzen wollen. Wir wissen, dass uns die Timebox im Bereich des Wesentlichen hält, damit wir nicht aus Versehen abschweifen und uns mit anderen (natürlich auch wichtigen! aber nicht jetzt!) Themen beschäftigen.
Nach dem Ende der Retro geht es direkt, wie vorgesehen ins Planning. Wir sprechen über User Stories (und stellen wieder fest, wie schwierig es ist, eine funktionierende User Story nach dem Template zu schreiben – aber auch wie sinnvoll). Wir sprechen über unser Sprint Goal und überlegen, wie das Inkrement aussehen soll, das wir in diesem Sprint produzieren.
Dann stellen wir fest, dass wir wieder keinen Timer gestartet haben.
Die Erkenntnis lautet, einmal mehr: Es ist menschlich, nicht an alles zu denken. Selbst wenn man rational weiß, dass eine bestimmte Handlungsweise die richtige wäre, heißt das noch lange nicht, dass man im Eifer des Gefechts auch richtig handelt.
Aber ihr seid doch die Profis!
Stimmt genau, und dennoch passieren uns Fehler im Prozess. Das wichtigste ist, sie zu erkennen und zu überlegen, was man zukünftig daran verbessern kann. So haben wir als eine entscheidende Prozessverbesserung mit in den Sprint genommen, zukünftig immer an die Timebox zu denken und diese auch einzuhalten. (Eine weitere Prozessverbesserung war übrigens, dass Anna-Lena ab heute commitet, immer pünktlich zu den Arbeitstreffen zu erscheinen. Ihr seht: Babysteps.)
Timeboxing ist bei Scrum verbindlich vorgesehen. Große Abweichungen in der Länge der Timebox sind nicht vorgesehen – aus gutem Grund. Wir experimentieren natürlich damit, was sich ändert, wenn man unsere speziellen Bedingungen zugrunde legt. Doch immer muss der erste Schritt sein, die vorgegebene Timebox (wie auch die vorgegebenen Events und Rollen, so möglich) zu nutzen. Denn woher soll man wissen, welche Änderung sinnvoll oder notwendig ist, wenn man sich nicht ans ursprüngliche Framework hält?
Deshalb auch die Überschrift, RTFM. Read the f**king manual. Arbeite erst nach dem Framework, arbeite wirklich nach dem Framework, und überlege dir dann, was du anders machen willst … und warum.